Zukunft Dorf?!

Workshop im Rahmen der ersten Demografie-Woche des Landes Sachsen-Anhalt
15. April 2015

 

 

Das von der VW Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Experimentierfeld Dorf“ (MLU Halle, Universitäten Konstanz, Potsdam und Weimar) bietet in Verbindung mit dem Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism e.V.) im Rahmen

 

der 1. Demografie-Woche des Landes Sachsen-Anhalt (10.-17.04.2015)

 

am Mi, 15.04.2015, von 17.00 – 20.00 Uhr an der MLU Halle einen Workshop zu folgendem Thema an:

 

Zukunft Dorf ?!

(Wie) Lassen sich aus aktuellen Erfahrungen und Bildern des Dörflichen Ansatzpunkte für lebenswerte Nahbereiche gewinnen?

 

MLU Halle-Wittenberg
Löwengebäude am Universitätsplatz
HS XIII

 

Leitung: Prof. Dr. Werner Nell und Marc Weiland

 

Global betrachtet lebt noch ca. die Hälfte der Weltbevölkerung auf dem Land. In Deutschland ist es nur noch knapp ein Viertel – wobei die Tendenz der Verstädterung nahezu unaufhaltsam voranschreitet. Auf dem Dorf klagt man über mangelnde Infrastruktur und Attraktivität, über Abwanderung, Geburtenrückgang und Arbeitslosigkeit während offensichtlich viele Städter von einem Leben auf dem Dorf zumindest träumen. Denn gleichzeitig sind es die Bilderwelten des Dörflichen, die aktuell in allen medialen Bereichen boomen: in Zeitschriften, Filmen, Fernsehserien und Spielshows ebenso wie in literarischen Texten. Offenbar üben Bilder dörflicher und ländlicher Lebenswelten auf Zuschauer, Leser und Hörer immer wieder neue (und alte?) Reize aus, die nicht nur (aber auch) die Sehnsucht nach dem Romantischen, Idyllischen und Naturnahen ansprechen, sondern auch lebenspraktische Bedeutung haben können.

 

Wie passt das zusammen? Und: Was kann getan werden? Lassen sich die beiden gegenläufigen Entwicklungen – „Landlust“ einerseits, „Landfrust“ andererseits – so aufeinander beziehen, dass aus den Bildern und Erfahrungen im Umgang mit dem Dorf neue Anreize und Impulse für das gesellschaftliche Leben in ländlichen und städtischen Räumen gewonnen werden können? Kann dörfliches Zusammenleben so gestaltet werden, dass es für Menschen nicht nur dann schön ist, wenn es in bunten Bildern angeboten wird, sondern auch individuelle und kollektive Bedürfnisse, Ansprüche und Wünsche aufnimmt – insbesondere solche, die sich auf Vorstellungen eines gelingenden bzw. guten Lebens beziehen? Lassen sich demographische Entwicklungen, Geburtenrückgang einerseits, Zuwanderung und Migration andererseits, so gestalten, dass lebenswerte Zusammenhänge und Nahbereiche entstehen? Welche Möglichkeiten – aber auch Grenzen – bieten dörfliche Strukturen und Vorstellungen vom dörflichen Leben, wenn es darum geht, Menschen für ein bürgergesellschaftlich aktives, friedliches und zufriedenstellendes Zusammenleben zu gewinnen – und zwar sowohl auf dem Land als auch in der Stadt? Welche strukturellen, politischen, sozialen und nicht zuletzt kulturellen Gegebenheiten sind nötig, wenn in einer pluralistischen Gesellschaft Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Lebenszusammenhängen, Zielen und Orientierungen aufeinander treffen?

 

Diesen Fragen gehen wir innerhalb des Workshops im Gespräch mit Experten aus den Bereichen der Kulturwissenschaften, der Kulturgeographie, der Landschaftsplanung, den Künsten und der kommunalen Praxis nach. Geplant sind knappe Impulsreferate bzw. Statements, themenspezifische Arbeit in kleinen Gruppen sowie eine abschließende Diskussionsrunde.

 

Der Workshop richtet sich an eine interessierte Öffentlichkeit, Praktiker aus den Kommunen, Studierende und alle Menschen, die sich für Frage- und Problemstellungen der Verbindung von imaginären, künstlerischen und sozialen Räumen interessieren.

 

Weitere Infos: Zum Interview mit Werner Nell