Das 19. Jahrhundert war von einer primitivistischen Imagination des Dorfes fasziniert. Die Primitiven, das waren zunächst die Germanen, wie Cäsar und Tacitus sie beschrieben hatten. Auf dieser Grundlage machte man sich ein Bild von germanischen „Urdörfern“ und deren genossenschaftlicher Verfassung, das in den Auseinandersetzungen um politische Fragen der Gegenwart von Nutzen war. Dieses Bild wurde weltweit rezipiert. In der zweiten Jahrhunderthälfte nahmen angelsächsische Anthropologen die germanistische Imagination des Dorfes auf, um sie einer universalgeschichtlichen Theorie der Menschheitsentwicklung zu integrieren.

Der Vortrag fokussiert auf die 1840er Jahre und fragt, wie die zu dieser Zeit sich formierende Gattung der Dorfgeschichte sich zu der geschichtswissenschaftlichen Tradition verhält. Mit Immermanns „Münchhausen“ wird ein Roman ins Auge gefasst, der beides verbindet.

 

 

Tagung Imaginäre Dörfer | Halle | 05.09 - 07.09.2013