Teilprojekt:
Dorfgeschichten der sozialistischen Moderne

Das in der Literaturwissenschaft angesiedelte Teilprojekt soll einen Beitrag leisten zu deren Öffnung für globalgeschichtliche Fragestellungen. Die bislang vornehmlich als ein Phänomen der deutschsprachigen Literatur wahrgenommene Dorfgeschichte lässt sich heuristisch gewinnbringend als eine Gattung der Weltliteratur in den Blick nehmen. Weltweit artikulieren sich in dieser realistischen Erzählform, so die zu erprobende These, Erfahrungen mit tiefgreifenden Modernisierungsschüben. Dabei sind wissensgeschichtliche Kontexte zu berücksichtigen: Die literarische Erzählform ist mit politisch imprägnierten Konzeptionen des Dorfes verknüpft, wie sie im 19. Jahrhundert zunächst von Rechtshistorikern und Anthropologen entwickelt werden, um dann in die sich formierende Soziologie einzugehen. Dieses Wissen vom Dorf ist in hohem Maße imaginär überformt und kann gerade deshalb gesellschaftlich wirksam werden. Mitunter erweist sich in diesem Zusammenhang auch die Literatur als ein Motor der Modernisierung.

PD Dr. Marcus Twellmann (Konstanz)

Julia Kölling (Konstanz)