Teilprojekt:
Das Dorf als Imaginationsraum und Experimentierfeld im östlichen Europa

Das Teilprojekt untersucht die gegenwärtigen Dorf-Narrative und -Bilder in Literatur und anderen Medien (Film, Theater, Kunst) vor dem Hintergrund sozialer, ökonomischer und kultureller Veränderungen des ruralen Raums im östlichen Europa nach 1990. Die prekäre Dynamik des beschleunigten sozioökonomischen sowie -kulturellen Wandels bringt nicht nur eine Heterogenität (samt sozialer Ungleichheit) der Existenzformen auf dem Lande, sondern auch eine Vielfalt von ambivalenten dystopischen, heterotopischen und utopischen Dorf-Entwürfen hervor. Die leitende Fragestellung gilt den gesellschaftlichen Selbstbildern sowie Deutungsmustern von Geschichte und Gegenwart, die in den Dorf-Narrativen und -Bildern verhandelt werden. Dabei wird von der Beobachtung ausgegangen, dass es zwischen dem sozioökonomischen Experimentierfeld Dorf und dem Dorf als Imaginationsraum im postsozialistischen Europa eine Kluft gibt, die mit der Diskrepanz zwischen dem geringen kulturellen Kapital des Dorfes einerseits und seiner symbolischen (literarischen, künstlerischen, medialen) Überdeterminierung – als Projektionsfläche kultureller Zuschreibungen, als Allegorie des gesellschaftlichen Zustands, Idylle bzw. Anti-Idylle, Utopie bzw. Dystopie etc. – andererseits korrespondiert.

Prof. Dr. Magdalena Marszałek (Potsdam)

Yaraslava Ananka, M.A. (Potsdam)